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Deutsche Gesellschaft für Akustik e.V.
Arbeitsring Lärm der DEGA

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Was wir hören

Unser Ohr nimmt Schallwellen als Geräusche wahr. Die wahrgenommene Lautheit dieser Geräusche hängt hierbei von zwei verschiedenen Faktoren ab: der Frequenz und dem Schalldruck. Die Frequenz (lateinisch frequentia, Häufigkeit) wird in Hertz (Hz) gemessen und verrät uns, wie viele Schallwellen in einer Sekunde erzeugt werden. Eine hohe Frequenz gibt beispielsweise an, dass sehr viele Schallwellen in kürzester Zeit von der Geräuschquelle erzeugt werden. Hohe Töne haben eine hohe Frequenz und tiefe Töne eine niedrige Frequenz (siehe die Abbildungen weiter unten). Das menschliche Gehör kann Frequenzen zwischen ca. 20 Hz und 20.000 Hz hören. Werte außerhalb dieses Bereiches sind für das menschliche Ohr in der Regel nicht hörbar. Bei weniger als 16 Hz, also 16 Schallwellen pro Sekunde, spricht man von Infraschall und bei Werten über 20.000 Hz von Ultraschall. Die untere Hörgrenze ist die absolute Hörschwelle. Die obere Hörschwelle bezeichnet man auch als Schmerzgrenze, da ab diesem Schalldruck kein Hörempfinden, sondern Schmerzempfinden beginnt. Die Hörschwelle ist nicht bei allen Menschen gleich; in technischen Normen und Regelwerken dargestellte Hörschwellen basieren auf mit vielen Menschen durchgeführten Hörtests und stellen durchschnittliche Schwellen dar.

Die Druckschwankungen, die bei der Ausbreitung von Schall entstehen, beschreibt man als Schalldruck (siehe Abbildungen). Der Schalldruck p wird in Pascal gemessen. Um eine Einheit zu nutzen, die dem Hörvermögen des menschlichen Ohrs angepasst ist, wird die Einheit Dezibel (dB) verwendet. So bezeichnen 0 dB die Hörschwelle, bei der wir ein Geräusch hören können. Unser Hörfeld liegt ungefähr zwischen 0 dB und 120 dB. Ob etwas in unserem Hörbereich liegt oder nicht hängt sowohl vom Schalldruck als auch der Frequenz ab. Zur Wahrnehmung sehr hoher (hohe Frequenz) und sehr tiefer Töne (niedrige Frequenz) ist ein höherer Schalldruck erforderlich als für Töne von mittlerer Frequenz. Das Lärmometer zeigt beispielhaft, wo verschiedene Geräusche in unserem Hörbereich anzuordnen sind.

Was wir hören und was wir wahrnehmen, muss sich jedoch nicht immer zwingend vollständig überschneiden. Zunächst erreichen alle Geräusche in der Umgebung das menschliche Ohr, allerdings werden nicht all diese Geräusche auch zu gleichen Teilen verarbeitet und wahrgenommen. Diese Fähigkeit nennt sich selektives Hören. Würde sie fehlen, wären wir wohl völlig überfordert.

Unser Gehörsinn ist in der Lage beim Vorhandensein mehrerer Schallquellen, den Schall einer einzelnen Quelle vom Schall weiterer Quellen zu unterscheiden und die störenden und weniger wichtigen Schallquellen auszublenden. So sind wir auch in einer lauten Umgebung (z.B. im Straßenverkehr) in der Lage, uns auf eine bestimmte Schallquelle zu konzentrieren. Man benennt dies auch den Cocktailparty-Effekt: auf einer Party kann man sich meistens trotz Musik und Stimmengewirr auf seine Gesprächspartnerin bzw. auf seinen Gesprächspartner konzentrieren. Es gibt jedoch auch Fälle, in denen dieses selektive Hören nur bedingt oder gar nicht funktioniert, wie beispielsweise bei einer auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung. Bei einer auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung ist das Gehör zwar intakt, allerdings kann das Gehirn das Gehörte nicht gut und differenziert verarbeiten.

Unsere Ohren sind immer aktiv, so auch wenn wir schlafen. Ob wir von Geräuschen aufwachen oder nicht, hängt nicht unbedingt nur mit der Lautstärke zusammen. So lassen uns beispielsweise relativ laute, aber gleichmäßige und unbedeutende Geräusche nicht zwingend aufwachen, während Geräusche mit hohem Informationsgehalt und mit hoher persönlicher Bedeutung (z.B. der eigene Name oder die Geräusche der eigenen Kinder) schon bei sehr geringen Pegeln zum Aufwachen führen können.

Wir verfügen neben der Fähigkeit des selektiven Hörens auch über die Möglichkeit des räumlichen Hörens. Je nachdem, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt, erreicht es unsere beiden Ohren nicht genau im selben Moment (Laufzeitunterschied) und mit unterschiedlichem Schalldruck. Anhand dieser Informationen kann unser Gehirn bestimmen, ob die Geräuschquelle sich vor, hinter, links oder rechts von uns befindet. Diese Unterschiede von Schalldruck und Laufzeit sind minimal, reichen aber meistens aus, um die Geräuschquelle lokalisieren zu können. Je tiefer die Frequenz eines Geräusches ist, umso schwieriger wird das Richtungshören. Die größeren Wellenlängen von Geräuschen tiefer Frequenzen, insbesondere sehr tiefer Frequenzen nahe oder innerhalb des Infraschallbereichs, führen dazu, dass zwischen den beiden Ohren keine Unterschiede in der Laufzeit oder im Schalldruck mehr wahrgenommen werden. Dies hat zur Folge, dass die Quelle von tieffrequenten Geräuschen nicht zu orten ist (siehe auch: Tieffrequenter Schall und Infraschall).

Für sowohl das selektive Hören als auch das räumliche Hören brauchen wir zwei gesunde Ohren. Bei Menschen, die nur auf einem Ohr hören können oder ein Hörgerät tragen, können Störgeräusche nicht so gut ausgeblendet werden und auch die Ortung von Geräuschen kann erschwert sein.