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Deutsche Gesellschaft für Akustik e.V.
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D-A-CH-Treffen 2020

Am 21.02.2020 trafen sich in Innsbruck Lärmexperten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz (D-A-CH) zu einem Austausch über die aktuelle Lärmschutzpolitik. Frühere Treffen hatte es bereits 2016 und 2017 gegeben.

Teilnehmer waren:
•    Eidgenössische Kommission für Lärmbekämpfung (EKLB): Die EKLB ist eine selbstständige, interdisziplinär zusammengesetzte Fachkommission des Bundes. Sie berät das eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) und das Bundesamt für Umwelt (BAFU) in Fragen der Lärmbekämpfung
•    Österreichischer Arbeitsring für Lärmbekämpfung (ÖAL): Im Unterschied zum ALD sind im ÖAL ausschließlich Gebietskörperschaften und die Wirtschaftskammer Österreich vertreten.
•    Cercle Bruit Schweiz – er ist die Vereinigung kantonaler Lärmschutzfachleute (CB)
•    ALD-Leitung

Die Kollegen aus der Schweiz und aus Österreich sind in Personalunion Mitarbeiter der Lärmschutzbehörden der Landesregierung Tirol und der Kantone Graubünden und Solothurn sowie der Stadt Linz.

Themen:
Aus der Sicht der beteiligten Länder wurden die wichtigsten aktuellen Probleme und Erfolge der Lärmbekämpfung vorgestellt. Der ALD berichtete einerseits über die Verschlechterung des Schutzniveaus 2017 im Rahmen der Diskussion über die städtische Innenentwicklung (TA Lärm, Sportanlagenlärmschutzverordnung, Urbanes Gebiet) und die anhaltende Forderung der deutschen Bauminister und vieler Stadtplanungsbehörden nach einer Lockerung des strengen Außenschutzkonzepts in der TA Lärm. Andererseits wurden die großen Fortschritte in der Entwicklung der Schutzregelungen gegen den Schienenverkehrslärm vorgestellt, zuletzt mit dem faktischen Verbot des Betriebs lauter Güterwagen in Deutschland ab dem 13.12.2020. Aktuelle Themen in Deutschland sind ferner die rechtliche Umsetzung der Ergebnisse Lärmwirkungsforschung (WHO-Leitlinie 2018, Gesamtlärm, Maximalpegelkriterium beim Schienenverkehrslärm) sowie die Lärmaktionsplanung mit den neuen harmonisierten Berechnungsverfahren.
Schwerpunkt der Diskussion war die aktuelle Aktivität der EKLB, die „Beurteilungsmethoden und Belastungsgrenzen für Lärm und Erschütterung“ im Lichte der jüngsten Ergebnisse der Lärmwirkungsforschung (WHO-Leitlinien für Umgebungslärm 2018, SiRENE-Projekt – Short and Long Term Effects of Transportation Noise Exposure, siehe www.sirene-studie.ch ) fortzuentwickeln. Die EKLB erarbeitet dazu eine methodische Vorgehensweise, die in transparenter Form die Ableitung von Schutzzielen und Grenzwerten erlaubt.
Eine zentrale Frage ist dabei die Definition von Gesundheit. Sollte der umfassendere Gesundheitsbegriff der WHO zu Grunde gelegt werden oder die klassische Zweiteilung des Schutzniveaus in den D-A-CH-Ländern (z. B. D: Schutzziele für die Vorsorge und Sanierung, CH: Alarmwerte und Planungswerte) beibehalten werden?
Die Lärmwirkungsforschung entwickelt Expositions-Wirkungskuren, mit denen die Risiken für die vielfältigen Formen der Beeinträchtigungen in Abhängigkeit von Indikatoren für die Geräuschbelastungen dargestellt werden. Für die Ableitung von Schutzzielen ist dann die schwierige Entscheidung zu treffen, welches Risiko noch akzeptabel ist.
Der Vorschlag der EKLB wird im Lauf dieses Jahres publiziert werden.

Weitere Themen waren:
•    Der aktuelle Stand der Diskussion zur Frage des Gesamtlärms (siehe z. B. die Berichte der Stadt Innsbruck zum Gesamtlärm unter www.tirol.gv.at/fileadmin/themen/sicherheit/emissionen-sicherheitstechnik-anlagen/downloads/Gesamtlaermbetrachtung_Innsbruck_2017.pdf und https://www.mdpi.com/1660-4601/16/18/3504/pdf)
•    Das Instrumentarium zur Minderung der Geräuschbelastungen (Geschwindigkeitssenkungen, Straßendecken usw. – aktuelle Messberichte der Schweiz sind unter www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/laerm/fachinformationen/massnahmen-gegen-laerm/massnahmen-gegen-strassenlaerm/laermarme-strassenbelaege.html zu finden)
•    Ermittlung der Geräuschbelastung (Messen, berechnen, Zuordnung der Bevölkerung zu den Pegeln, Verkehrsmodelle)

Ausblick:
Die D-A-CH-Treffen sollen fortgesetzt werden, denkbarer nächster Termin ist die DAGA 2021 in Wien. Der ALD hat vorgeschlagen, dass aus Deutschland auch Behördenvertretungen der Verwal-tung teilnehmen, z. B. die Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Immissionsschutz (LAI) und das Um-weltbundesamt. Auch das österreichische Umweltbundesamt sollte vertreten sein.
Der ALD hält es für sinnvoll, nach dem Beispiel der EKLB auch in Deutschland eine interdisziplinäre Kommission zu institutionalisieren, die quellenübergreifende Vorschläge für die Fortentwicklung des Lärmschutzes entwickelt und prioritär Empfehlungen für die Verbesserung des Schutzniveaus auf der Basis der WHO-Leitlinien erarbeitet.